Ein Stück deutsche Geschichte in Südafrika
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Tief im Südosten an der südafrikanischen Küste liegt Hamburg. Entdecke mit mir einen kleinen, deutschnamigen Ort mit überraschend exotischem Flair.
Über den Artikel
Während meines journalistischen Aufbaustudiums in Südafrika entstand dieser Artikel über einen ungewöhnlichen Ort mit vertrautem Namen: Hamburg am Keiskamma River.
Der Text zeigt, wie aus Geschichte persönliche Geschichten werden. Und wie journalistisches Storytelling Menschen und Orte miteinander verbindet. Einige Details habe ich im Rückblick ergänzt, z. B. Ortsnamen, die heute anders heißen.
Malerische Aussichten bis hin zum Indischen Ozean
Von Schlaglöchern durchsetzt ist die recht staubige Landstraße, die nach Hamburg führt. Zugegeben, arg durchgeschüttelt, aber immerhin hellwach erreichen wir nach einer Weile das Ortseingangsschild: „Welcome to Hamburg.” Und gleich darunter steht doch tatsächlich „Auf der Reeperbahn”. Doch nichts lässt an Deutschlands berühmteste Spaßmeile erinnern. Es eröffnet sich vielmehr ein atemberaubender Blick über den Keiskamma River, der sich durch Hamburgs grüne, hügelige Landschaft windet und in Sichtweite in den Indischen Ozean mündet. Große, helle Sanddünen lassen einen wunderschönen Strand erahnen, der sich hinter den nächsten Hügeln verbirgt. Von beinahe jedem Haus der Stadt haben wir diese malerische Aussicht über einen Fluss mit geschichtsträchtiger Bedeutung. Einst stellte er eine wichtige Grenze in zahlreichen Kämpfen um Land und Vieh zwischen den britischen Kolonialherren und dem eingeborenen Volk der Xhosa dar.
Die Deutschen als Stoßdämpfer
Briten waren es auch, die nach einem weiteren Grenzkrieg 1853 gegen die Xhosa deutsche Siedler ans Ostkap holten. Entlang des Keiskamma Rivers sprachen sie ihnen zwischen 1857 und 1859 Land zu, das damals unter dem Namen „British Kaffraria” bekannt war. Dies war ein strategischer Zug der Briten, für welche die deutsche Ansiedlung nicht zuletzt als „Stoßdämpfer” gegen das Volk der Xhosa diente.* Die Deutschen gaben Hamburg schließlich seinen Namen. Ihre Nachfahren leben nicht mehr dort. Nur zwei Friedhöfe und vereinzelte alte Siedlerhäuser erinnern noch heute an ihre einstige Präsenz.
Hamburg – ein stiller Ort in herrlicher Landschaft

Die Einwohner Hamburgs verbindet vor allem die Liebe zu der noch weitgehend unberührten Natur. Andere haben hier ihr Wochenenddomizil und finden so einen Ausgleich zum hektischen Treiben in vergleichsweise größeren Städten der Umgebung wie East London, Qonce (vorher King Williams Town) und Makhanda (ehemals Grahamstown).** Auch die nicht allzu ferne See lädt zu einem Ausflug ein. Mit dem Auto brauchen wir keine fünf Minuten, um zu dem überwältigend großen Strand zu gelangen, der trotz seiner Schönheit noch beinahe unentdeckt scheint. Mit etwas Glück sieht man auch Hamburgs Ehrengast – einen einzelnen Pelikan, den die Hamburger „Fredy” getauft haben. Er kehrt immer wieder zu diesem Strand zurück und weiß wohl die Ruhe zu schätzen.***
„Dieser Platz ist einfach einmalig!”

Nicht zuletzt des reichhaltigen Fischangebots wegen kommen auch Angler von überall her, um ihr Glück an Hamburgs Fluss zu versuchen. Wir treffen auf eine Gruppe Männer, die von der Stadt Qonce zum Angeln hergekommen sind: „Dieser Platz ist einfach einmalig, gerade der Natur wegen!” ruft uns einer zu, tut es seinen Freunden gleich, holt aus und wirft seinen Angelhaken weit in die Flussmündung des Keiskamma Rivers. Wenn du die Natur liebst, schau unbedingt einmal vorbei.
Liest sich gut?
* Quellen:
John Laband, „The British German Legion, 1854–1861“ (Brill)
The National Archives: „German Settlers“
** Seit dem Ende der Apartheid 1994 wurden Städtenamen oft umbenannt, um koloniale Bezeichnungen durch indigene zu ersetzen.
Quellen:
SABC NEWS: „Mixed reactions to Eastern Cape city and airport name changes“
George Herald: „New names for Port Elizabeth, King Williams Town“
Wikipedia Eintrag: „List of renamed places in South Africa“
*** Ob Pelikan Fredy wohl auch heute noch seine Runden in Hamburg dreht? Wer weiß, in Erinnerung ist er geblieben. Ich war 2002 dort. Und wo du schon einmal hier bist: Wie schön, dass du auch Fußnoten liest.

Von: Petra Bitter
Hallo, ich bin Petra. Redakteurin für Expert Content, der deine Marke sympathisch sichtbar macht. Als studierte Sprachwissenschaftlerin (M. A.) unterstütze ich Unternehmen und Selbstständige mit journalistischem Know-how und über 20 Jahren Berufserfahrung für genial gute Texte und nachhaltige Content-Strategien. Anerkannt vom Berufsverband Text und Konzept.